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„Superstar“ mit super Begleitern

Von Thomas Weber |

Nicht nur Thomas Godoj wurde im Lantershofener Winzerverein gefeiert

Einige hatten weite Wege von mehreren hundert Kilometern auf sich genommen, standen schon Stunden vor Konzertbeginn vor dem Lantershofener Winzerverein und waren auch noch lange nach dem letzten Song vor Ort, um ein kurzes Gespräch, ein Selfie mit ihrem Star oder ein Autogramm zu erhaschen. In Lantershofen war Thomas Godoj zu Gast.

Zwölf Jahre ist es her, da stand er ganz vorne im deutschen Show-Rampenlicht, gewann „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Viele, die danach diesen Titel eroberten, verschwanden schnell wieder von der Showbühne, der in Polen gebürtige Godoj nicht, er nutzte die große mediale Bühne, um sich zu promoten. Godoj produziert Alben in schöner Reihenfolge und lässt sich diese von Fans und Gönnern mittels Crowdfunding finanzieren. Der DSDS-Sieger hat mit der Idee Erfolg, aber auch mit seinen anderen Ideen. Er weiß mit seiner rauhen, voluminösen Stimme zu begeistern, das Publikum ist überwiegend weiblich. Aber es bleiben auch Stühle frei an diesem Abend im Winzerverein. „Auf dem Land haben wir das oft, in der Stadt sind unsere Unplugged-Konzerte gut besucht“, gibt Godoj unumwunden zu. Die rund 100 Fans, die gekommen waren, sorgten auf alle Fälle für eine Atmosphäre, als wäre der Winzersaal restlos ausverkauft. Godojs Deutschrock gefiel und auch seine Erklärungen, mit denen er verdeutlichte, wie viel Autobiographisches in seinen Liedern steckte. Godoj sang von Gallionsfiguren, vom Heimathafen oder dem „Labyrinth der Bites.“ Er brachte den 72-jährigen Vater musikalisch ins Spiel und versetzte sich ins Leben eines anderen.

Als der DSDS-Sieger rund eine halbe Stunde nach Konzertbeginns singend die Bühne betrat, herrschte im Saal bereits Hochstimmung. Dafür hatte Godojs hochklassige musikalische Begleitung gesorgt. Ein Trio, das als „Chris Kramers Beatbox’n’Blues“ seit dem Jahr 2016 die Musikszene im Sturm erobert, nicht nur in Deutschland. Selbst in Memphis feierten die drei Erfolge, die sich auch in hochklassigen Auszeichnungen darstellen. Da war als Namensgeber Chris Kramer. Der fast 50-jährige Blues-Musiker gilt europaweit als Koryphäe für die Mundharmonika und bewies das dem Publikum schon mit seinen ersten Tönen. An seiner Seite Gitarrist Sean Athens, halb so alt, wie Chris Kramer. Auch er bereist als Blues-Musiker die Welt, ist dazu ein exzellenter Sänger. Zur Attraktion des Abends bei Kulturlant aber wurde Schlagzeuger Kevin O’ Neal (27). Wobei es auf der Bühne gar kein Schlagzug gab. O’Neal ist Beatboxer, der die Drumsounds ausschließlich mit seiner Stimme erzeugt. Mehrfach errang er mit diesem ungewöhnlichen Musikstil Deutsche Meisterschaften. Bei denen, die ihn nicht kannten, sorgte er an diesem Abend für ungläubiges Staunen, dass sich schnell in Euphorie wandelte.

Thomas Godojs Begleittrio waren die Stars vor dem Star, ohne sich gegenseitig die Schau zu stehlen. Ganz im Gegenteil, hier trafen ehrliche Songs auf mundgemachte Beats und feinsten Blues, der nicht nur das Publikum, sondern auch die vier Musiker begeisterte. Kein Wunder, dass es von Chris Kramer schon nach dem vierten Song Applaus gab, und zwar für den Lichttechniker.