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„Ich dät et alles su widder dun“

Von Thomas Weber |

Der 93-jährige Ludwig Sebus blickte auf ein erfülltes Leben zurück

Die Bühne ist sein Lebensinhalt, ohne geht es nicht. Gemeint ist Ludwig Sebus aus Köln, stolze 93 Jahre und seit 70 Jahren auf den Bühnenbrettern zu Hause. 1925 geboren hat der Grandseigneur des Kölner Karnevals schon viel erlebt, inklusive eines Weltkriegs und fünfjähriger Kriegsgefangenschaft in Russland. Kaum zurück in Köln, schloss er sich dort der singenden Zunft an, die ihn schnell zum Karneval führte. An der Seite des Kölnbarden Hans-Jürgen Jansen, der als 72-jähriger in Sebus einen väterlichen Freund sieht, war der rüstige Senior am Sonntag in Lantershofen zu erleben. Vor dem Hintergrund der Restauration einer aufgefundenen alten Fahne, die noch sechs Jahre älter als Sebus ist, hatten Junggesellen-Schützen und deren ehemalige Fähnriche unter Mithilfe des Vereins Kulturlant zum Kölner Mundartabend eingeladen. Ziel ist es, die Existenz der Fahne zu kommunizieren, um diese einmal einer Restaurierung zuführen zu können.

Sebus berichtete in seinen Ausführungen und im Zwiegespräch mit Jansen über die ganz alten Zeiten, als er die frühen Liedermacher Köln kennenlernte, mit einer Ausnahme: von Willi Ostermann bekam er nur noch in Kindesjahren dessen große Beerdigung auf dem Melatenfriedhof mit. Nach der Rückkehr aus Russland und dem Miterleben einer großen Feier auf dem Alter Markt war dann für Sebus klar: „Da will ich dabei sein.“ Er dichtete und komponierte. Sein Erstlingswerk für den Karneval wäre heute wohl verpönt: „Hück trööte mer die janze Naach, bis morje fröh et Sönnche laach“ hatte durchzechte Nächte zum Thema. Aller Anfang war natürlich schwer, auch für das neue Mitglied im Literarischen Komitee. Nach seinen ersten Vorstellabenden standen gerade einmal 30 Karnevalsauftritte im Kalender. Aber der Aufstieg in der Domstadt war unaufhaltbar.

Kölnbarde Hans-Jürgen Jansen, der nach dreijähriger intensiver Vorarbeit vor fünf Jahren eine große Sebus-Biographie veröffentlichte, brachte die rund 150 Gäste im Lantershofener Winzerverein am Sonntagabend mit gesungenen Krätzjer von Ostermann, Berbuer und Sebus in Stimmung, schnell wurde sich eingehakt und geschunkelt, die Texte waren den Besuchern auch nach Jahrzehnten noch geläufig, vom schnelllebigen heutigen kölschen Liedgut war da nichts zu merken. Dann trat Gentleman Sebus ans Mikrofon, trotz hohen Alters mit erstaunlich guter Stimme ließ er „Am Dom zu Kölle“ erklingen, sang vom „dicke und vom drüjje Pitter“ und davon, dass man sogar „Kölsche in der Südsee“ trifft. Sebus galanter Wortwitz, gespickt mit Komplimenten für die Weiblichkeit und Spitzen an die Männer im Saal sorgte für viel Gelächter, seine Lebensweisheiten und seine positive Art beeindruckten. Dass der 93-jährige seiner Meinung nach im Leben alles richtig gemacht hatte, drückte er am Ende in seinem neuen Lied „Ich dät et alles su widder dohn“ recht deutlich aus. Und weil das Publikum Sebus und Jansen nach zwei Stunden nicht so einfach von der Bühne lassen wollte, gab es das fast schon obligatorische „Ich möch ze Fooss no Kölle john“ als Zugabe mit auf den Heimweg.