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Das Saarland als Eichmaß für Katastrophen

Von Thomas Weber |

Alice Hoffmann präsentierte sich als biedere „Vanessa Backes“ bei Kulturlant

Wenn ältere Frauen sich auf der Straße begegnen und anfangen zu erzählen, über dies und jenes und vielleicht auch über die große Welt, hört man gerne zu. Genauso war es, als sich am Samstag eine eben dieser Frauen auf der Kulturlant-Bühne in Lantershofen präsentierte. Ihr Name: Vanessa Backes. Hinter dem Pseudonym steckte niemand anderes, als Schauspielerin Alice Hoffmann, die einst als „s’Hilde“ an der Seite von Gerd Dudenhöfers Figur des Heinz Becker bundesweit bekannt wurde. Mit der Person der Frau Backes spielt sie die spät geschiedene Frau, deren Mann sich eine jüngere gesucht hat, und erklärt dem Publikum das Leben und das Saarland und explizit das Leben aus der Sicht der Saarländerin.

„Sinnerer Saarländer do?“ so die erste Frage der scheu wirkenden Backes, die sich über die fünf nach oben gehenden Hände unter den 230 Gästen im ausverkauften Lantershofener Winzerverein freute. Dem Rest musste sie erst einmal ihren Dialekt erklären, zunächst aber traute sie sich, Mantel und Tuch abzulegen. Ein Stuhl als einzige Requisite auf der Bühne musste herhalten, als Frau Backes unterm Mantel die Kittelschürze präsentierte. Natürlich die „Schärz für gut“, also die Sonntagsschürze. „Mit kollossal schlankenden Längsstreifen“, wie sie betonte. Zurück zum Sprachunterricht: wichtigstes Wort des Saarländers ist „ebbes“ und Zentrum des saarländischen Kulturverständnisses ist „Hauptsach gut gess“, also gut gegessen. Am liebsten Dibbelappes, der dem rheinischen Döppekooche nahe kommt. Feindbild Nummer eins des Saarländers ist der „Pälzer“, der ihm schon deshalb suspekt ist, weil ein Pälzer sechs Saarländern keinen Saarland-Witz erzählen will, da er den dann auch noch sechs Mal erklären müsste.

Am Ende ließ sie dann auch noch die Hüllen fallen, also Mantel, Mütze, Schürze und Perücke und aus der biederen Vanessa Backes wurde die quicklebendige Alice Hoffmann. Das Publikum dankte ihr mit lang anhaltendem Beifall.

Kulturlant setzt sein Programm nun mit Konzerten der New York Gospel Stars am 19. und 20. Dezember in der Lantershofener Kirche fort. Nächster Gast der Comedy- und Kabarettreihe ist am 21. Januar im Ringener Bürgerhaus Henning Schmidtke mit dem Vorwurf: „Zu blöd für Burnout.“