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Aktuelles

von Kulturlant

Von A wie „Anna“ bis Z wie „Zehnter Juni“

Von Thomas Weber |

Auf den Tag 30 Jahre nach einem Konzert der Kölsch-Rocker von BAP im Lantershofener Winzerverein erinnerte einer ihrer Tribute-Bands, nämlich die Bonner Formation „MAM“ mit einem Konzert an den damaligen Besuch. Im Januar 1994 hatten sich die Kölner vier Tage lang im kleinen Lantershofen auf ihre anstehende Tour zur Promotion des damaligen neuen Albums „Pik Sibbe“ vorbereitet. Zum abschließenden Konzert hatten sich seinerzeit 600 Gäste im dank riesiger Bühne noch gut zur Hälfte mit Publikum befüllbaren Saal mehr oder weniger auf engstem Raum gedrängelt. So viele Menschen dürfen die Versammlungsstätte längst nicht mehr besuchen, weshalb Veranstalter Kulturlant auch schon vor Wochen „ausverkauft“ melden musste. Die, die jetzt dabei waren, erlebten einen tollen Abend mit vielen BAP-Hits aus den 1980er und 1990er Jahren. MAM spielen in erster Linie die Songs, an denen Gitarrist Klaus „Major“ Heuser mitwirkte, der die immer noch aktive Formation BAP im Jahr 1999 verlassen hatte. Als MAM-Sänger Klaus Drotbohm, dessen siebenköpfiger Formation die Spielfreude im Gesicht abzulesen war, in die große Runde fragte, wer denn schon 1994 beim Konzert dabei war, gingen viele Hände hoch. Manch einer trug sogar noch das T-Shirt, dass seinerzeit für die kleine Aufwärmtour durch Lantershofen und drei andere Spielorte in der Region aufgelegt worden war. Alle aber feierten die vielen Hits von BAP aus deren rockigen Tagen.

Der Blick auf die Titellisten von 1994 und dem jetzigen Konzert zeigte viele Übereinstimmungen. MAM legten sofort los wie die Feuerwehr und machten im Verlauf des Abends auch immer wieder deutlich, wie sehr die Musik ihrer Vorbilder doch politisch motiviert war. „Zehnter Juni“, der Song zu den Bonner Protesten gegen den Nato-Doppelbeschluss, die 1983 mehr als 300.000 Menschen auf die Straßen der damaligen Hauptstadt zog, stand damals wie heute ganz am Anfang der musikalischen Vorträge. Songs, wie „Kristallnaach“ und „Denn mir sinn widder wer“ haben in diesen Tagen der Proteste gegen Rechtsextremismus nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, obwohl sie fast 40 Jahre alt sind. Und „Deshalv spell mer he“ ließ 1984 eine BAP-Tour durch die DDR platzen.

MAM ließen aber auch die Frauen hochleben, „Anna“, „Alexandra“ oder aber „Frau ich freu mich.“ Da blieben die Männer, wie der „Müsli-Man“ außen vor. Auch auf „Jupp“ musste das Publikum verzichten, auch wenn es den sozialkritischen Song lautstark forderte. Alles ging nicht, zumal MAM ähnlich wie BAP seinerzeit mehr als drei Stunden von der Bühne herab rockten und alle 26 Songs höchstes Mitsingpotenzial hatten. Den „Wellenreiter“ sang das Publikum dabei ganz alleine, und dass es bei „Verdamp lang her“ so richtig hoch herging, versteht sich von selbst. Ruhige Töne fehlten auch nicht, denn BAP konnten auch Liebeslieder wie „Do kanns zaubere“ oder „Paar Daach fröher.“ Von der Bühne gehen lassen wollten die Fans in Lantershofen MAM nicht, die Folge waren gleich sechs Songs in zwei Zugabeblöcken. Auch das war bei BAP im Jahr 1994 nicht anders gewesen.