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von Kulturlant

Verzicht muss auf jeden Fall Spaß machen

Von Thomas Weber |

„Aber bitte mit ohne“ – wird das schon wieder so ein „rot-grün versifftes Weltverbesserungsprogramm“? Das fragte ausgerechnet der, der dem Programm seinen Namen gab: Kabarettist Martin Zingsheim. Der Kölner war am vergangenen Samstag zu Gast bei Kulturlant in Lantershofen. Dort begeisterte er mehr als 220 Gäste mit einem Programm, dass an Stand-up-Kabarett erinnerte, obwohl es das eigentlich nicht war. Vielmehr sprach Zingsheim zwei Stunden lang über den geprobten Verzicht, bei dem man aber nicht auf irgendetwas verzichten will. Das zumindest ist die Quintessenz aus seinen Erfahrungen. Und so hielt Zingsheim dem Publikum auch immer wieder den Spiegel vor, mimte den Weltverbesserer, der sich nur rudimentär hinterfragt. Bei 462 Kilogramm Hausmüll pro Kopf und Jahr und 120 Millionen Fluggästen in der Luft ist das auch schwerlich möglich.

Aber wie war das mit dem Titel? Seine Frage beantwortete Zingsheim nach einigen Zögern mit „ja.“ Es wird ein rot-grün versifftes Programm zur Weltverbesserung. Auch weil andere Arbeitstitel nichts taugten. „Jägermeister ist kein Ausbildungsberuf“ war so ein Arbeitstitel. „Aber dann kommen auch die Falschen“, so Zingsheim. Und wer bei „Hirnforschung für Nichtbetroffene“ ein Ticket kauft – da weiß man auch Bescheid. Also „aber bitte mit ohne.“ Denn Verzicht liegt im Trend. Muss aber Spaß machen: weniger Alkohol, weniger Fett, weniger Sport. Oh, wunder Punkt. Aber Verzicht muss sein, da kommt der Müll wieder ins Spiel. „Früher gab es Seife, am Stück, unverpackt“, erinnert sich Zingsheim. „Das hielt je nach Nutzung ein Leben lang“, so die folgende Pointe.

Von den Pointen hatte er unzählige im Repertoire, das Publikum kam kaum aus dem Lachen heraus, so gebündelt schoss der Kabarettist seine Gags in den Winzersaal. Hin und wieder setzte er sich ans Piano und trug seine weltverbessernden Ideen musikalisch vor. Seine Message: Recycling ist nicht die Lösung. Und so wetterte Zingsheim gegen Millionen von Pappbechern für Kaffee. Er habe neuerdings einen Henkelbecher aus Metall bei sich. „Da stelle ich den viel zu heißen Pappbecher rein.“ Und so jagte ein misslungener Versuch der Weltverbesserung den nächsten. Bleibt zu hoffen, dass das Publikum über den ein oder anderen Kalauer noch einmal nachdenkt.

Martin Zingsheim war am Samstagabend nicht alleine nach Lantershofen gekommen, im Auto saß auch noch Junior Anton Zingsheim. Der durfte sogar auf die Bühne und den Papa mit seiner Geige beim letzten Musikstück begleiten. Und so gab es stehende Ovationen für beide Zingsheims.