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Wirbelwind und Escort-Girl für Hässliche

Von Thomas Weber |

„La Signora“ Carmela de Feo nahm in Lantershofen kein Blatt vor den Mund

Was war das denn? Als „La Signora“ wirbelte die Carmela de Feo, Oberhausenerin mit italienischen Wurzeln, am Samstag mehr als zwei Stunden lang über die Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein und löste dabei unter den mehr als 200 Besuchern Begeisterungsstürme aus. „Das war das Beste, was ich bisher bei Kulturlant erlebt habe“, war ein Gast noch lange nach dem Programm sichtlich hin und weg. Wohlgemerkt, ein war ein männlicher Gast. Die Herren waren an diesem Abend absolut in der Unterzahl. Wohl wissend, dass sie von der selbsternannten Diseuse, Direkteuse und Dompteuse mit Dutt und Denkerstirn auf ganz besondere Weise ihr Fett wegbekommen würden. Denn die Signora lud nicht nur zum Männerwichteln ein, sie hatte auch klare modische Vorstellungen, was man dem „Escort-Girl für Hässliche“ nicht unbedingt ansah. Entsprechend teilte sie aus, sah die Herren im Publikum überwiegend gekennzeichnet mit hässlichen karierten Hemden.

Überhaupt spielte die studierte Akkordeon-Musikerin mit absolviertem Tango-Meisterkurs mit dem kompletten Auditorium, da wagte schnell niemand mehr eine unüberlegte Bewegung. La Signora entging nichts und sie wußte vieles nicht nur zu kommentieren, sondern stieg immer von der Bühne herab, um sich ins Publikum zu mischen und Interviews zu führen. Der ganze Saal wurde zur großen Mitmachzone, den Besuchern stockte der Atem und dennoch waren als Teil der ganzen Show am Ende restlos begeistert.

La Signora hatte, wie sollte es auch anders sein, Redebedarf. Über Männer beispielsweise, oder über die Ehe. Sie stellte ihre besonderen Fähigkeiten in den Raum: „Ich kann aus Krampfadern lesen“ und berichtete über ihre Teilnahme an der Kochshow. „Beim Promille-Dinner gab es bei mir Spaghetti Kukidente, besonders bissfest.“

Und immer wieder griff La Signora zu ihrem Lieblingsinstrument, um sich die Dinge des Alltags von der Seele zu singen. „Willkommen in der Mittelschicht, mehr gibbet nicht, als kalte Füße und ein Fertiggericht“, war da zu hören. Oder die Ballade von der mit Pasta bekochten Gesellschaft, bei der das Essens mangels Sieb durch nicht ganz reine Haarnetz abgeschüttet wurde. Da hieß es dann zur Melodie von „Weiße Rosen aus Athen“ eben „Schwarze Nudeln aus Versehn.“ Das Kopfkino ließ grüßen. An Selbstbewußtsein mangelte es jedenfalls nicht. Selbst Gott mischte sich als Stalker ins Programm ein und mußte immer wieder beruhigt werden. Schließlich entdeckte La Signora aber, dass sie selbst zu vergöttern sei, die „Ruhr-Gebieterin“ eben. Das Auditorium huldigte ihr und ließ sich geduldig manipulieren. Denn sie kannte ja die wahre Schöpfungsgeschichte: am Anfang gab es nämlich die Frauen. Oder besser: mehrere davon. Schließlich war es ja das Paradies, ehe Gott aus ein paar Restabfällen den Mann schuf. Der nahm ihr die Geschichte an diesem Abend in Lantershofen aber nicht übel. Derweil liefen so manchem Gast die Tränen vor Lachen übers Gesicht. „Dat Schminken hätteste dir sparen können, du siehst aus wie das Phantom der Oper“, so La Signoras Kommentar dazu.

Bei Kulturlant geht es am 12. März in Lantershofen mit einem Konzert des Chansonniers Stephan Sulke weiter, ehe in der Comedy-Reihe am 9. April die Alternativ-Karnevalisten Ozan & Tunc über „Ab- und Zuwanderer“ reden. Tickets sind unter anderem unter www.kulturlant.de erhältlich.